Bewahren, Beleben und Begeistern

Tracht kommt von Tragen - wenn Röcke sich beim Tanzen drehen und Anzüge eine fesche Statur machen, sindunsere Kleider dort angekommen, wo sie hingehören.

Denn schon immer war der Mensch das Maß aller Dinge – auch bei uns. Die Wurzeln unseres Geschäfts liegen in der Maßschneiderei. Schon der Großvater war Schneidermeister aus Berufung und ein begnadeter Musiker. Er spielte bei der legendären Isopp Bauernkapelle und sorgte mit seiner Schrammelmusik mitten im Kärntnerland für Aufsehen. Wolfgang Strohmaiers Vater hat das Schneiderhandwerk in der Trachtenhochburg Steiermark gelernt und seinen Meister in Vorarlberg abgeschlossen. Immer ging es ihm darum, Qualität zu bewahren und gleichzeitig Neues zu wagen. Selbständig gemacht hat er sich 1955. Und neben den eigenen Erzeugnissen ab den 1960er Jahren den Handel mit Trachtenmode aufgebaut. Erneuert hat er die Tracht auch, weil er als Erster den Kärntner Anzug in Konfektion angeboten und dazu das weibliche Pendant – das Kärntner Kostüm – erfunden hat. Er war Schneidermeister mit Leib und Seele. Und das hat er an uns, die nächste Generation, weitergeben.

 

Auch in der Familie von Marlene Strohmaier hat man schon immer viel für die „g'scheiten Sachen“ übriggehabt. Ihr Großvater war ein weithin bekannter Dorfschmied, bei dem selbst die Bischöfe auf ihrem Weg zur Flattnitzer Sommerfrische die Pferde beschlagen ließen. Die Frauen der Familie waren allesamt sehr belesen und kräuterkundig. Und so duftete es am Dachboden und im Keller immer nach den Heilkräutern, die zum Trocknen aufgehängt oder zu Salben und Tinkturen gerührt wurden. Fast autark lebte die Familie zu dieser Zeit – von dem, was der riesige Bauerngarten mit Acker und Wiese hergab, dem Kleinvieh und dem Zubrot, das man sich mit dem Milchliefern verdiente. Und vor allem durch das kreative Wirtschaften, das sich die Frauen als Köchinnen und Gärtnerinnen zu Eigen machten.

 

Neben der Großmutter ist die Urgroßtante Appollonia eine große Inspiration, die als „Kräuterweiblein“ hohes Ansehen in der Gegend genoss. Welches Wehwehchen die Leute auch immer zu ihr führte – die „Plona“ wusste, welches Kraut dagegen gewachsen war. Ihr munteres Leben hat der Volkskundler Oskar Moser in Buchform gepackt: „Die Sagen und Schwänke der Appollonia Kreuter“ waren bei Ihrem Erscheinen vor 40 Jahren natürlich eine Sensation, gerieten zwischenzeitlich in Vergessenheit und sind heute wieder in aller Munde.

Mit seiner Herkunft verbunden zu bleiben prägt, vermittelt Werte und ein Gespür für traditionelles Handwerk und Qualität.

 

Traditionell ist auch unser Standort. Seit dreißig Jahren sind wir mitten in Klagenfurt, zwischen Neuem und Altem Platz, zu finden. Der denkmalgeschützte Rainerhof wurde von der einflussreichen Familie Rainer-Lemisch im historischen Stil erbaut, hat drei verschiedene Adressen, eine bewegte Geschichte und beherbergt neben uns bis heute eine Reihe alteingesessener Betriebe wie die Buchhandlung Heyn.

 

All diese Quellen schreiben unsere Geschichte und stärken uns in dem, was wir tun. So führen wir unser Geschäft mit großer Aufmerksamkeit und im Qualitätsbewusstsein unserer Vorfahren. Und verstehen Tradition so wie sie nicht als reines Festhalten an Altem, sondern in einem lebendigen Erneuern. Tracht war in unserer Gegend schon immer Teil der Kultur und das G’wand der einfachen Leute wie der Bürger gleichermaßen. Aus schlichtem Baumwolldruck für den Werktag gefertigt oder aus edlen Stoffen für das Festtagsdirndl. So kleiden wir auch heute Menschen für besondere Anlässe und freuen uns, wenn die Tracht ihren Platz im modernen Alltag wiedergefunden hat. Mitten im Leben und nicht als Museumsstück.

ISOPP KAPELLE

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Die Bauernkapelle Isopp hat eine lange Familientradition. Gegründet wurde sie 1850 von Karl Isopp, der den jungen Burschen in der Umgebung und insbesondere seinen neun Kindern das Musizieren beibrachte. Die „Karlische“ war bald darauf im ganzen Gurktal und weit darüber hinaus bekannt und beliebt. Mehrere Generationen haben das Engagement und die musikalische Begabung als Kapellmeister auch in schwierigen Zeiten weitergetragen – echte k.u.k. Regimentsmusiker, begnadete Unterhalter und „Spielleute“ mit Leib und Seel’. Bis heute wird aufgespielt bei der Bauernkapelle. Auch mein Großvater war Teil dieses musikalischen Erbes, das seit mehr als 160 Jahren besteht.

 

Wolfgang Strohmaier

APOLLONIA KREUTER

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Für ein breiteres Publikum entdeckt wurde die Glödnitzer Volkserzählerin Appolonia Kreuter – meine Urgroßtante Jahrgang 1882 – in den 1950er Jahren von Dr. Oskar Moser. Viele Stunden lauschte der ambitionierte Volkskundler beim Dornerwirt und nahm auf Tonband auf, was die weise Erzählerin zu berichten wusste. Beeindruckt von der unmittelbaren Lebensnähe, ihrem farbig-realistischen Sprachstil und der Fülle mundartlicher Schattierungen. Geschichten, die das einfache Leben, die Natur und die Menschen der Region nachzeichnen und Ende der 1950er Jahre erstmals im Kärntner Radio zu hören waren.

 

Marlene Strohmaier-Eberhart

DIE PRACHT DER TRACHT

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Wolfgang Strohmaier, wiewohl kein Bleiburger, pachtet mit der Tracht den Wiesenmarkt für sich. Strohmaier hat ein Wiesenmarkt-Dirndl kreiert, mit dem sich jede Dame als Wiesenmarkt-Fan ausweist. Leib und Rock sind aus schwarzem Wollstoff, die Schürze ist mit einem Werner-Berg-Motiv (Frau mit Kopftuch) in Türkis, Grün oder Gelb bedruckt.