Beinwellsalbe

Die Natur hat für jedes „Weh“ ein Kräutlein parat. Mit der Beinwellsalbe schauen wir in die Hausapotheke einer Unterkärntner Kräuterfrau.

 

Auf diese Salbe bin ich unlängst persönlich aufmerksam gemacht worden und sie hat mir sehr geholfen, wieder „auf die Beine zu kommen“. Wochenlang hatte ich an einer Stressfraktur im linken Fuß laboriert, die zwar langsam besser, aber nicht richtig gut werden wollte. Von meiner Freundin habe ich daraufhin einen Tiegel Beinwellsalbe geschenkt bekommen.

 

Gemacht hatte die Salbe Conis Oma – Marianne Kresnik, die ich aus Dankbarkeit und Interesse in Bleiburg besucht habe. Herzlich wurden wir von der 82-jährigen „Kräuterfrau“ bei Kaffee und Pogaca (wie der Reindling im Dialekt genannt wird) empfangen. Eine Gastfreundschaft, die so typisch für die Unterkärntner Mentalität ist und die wohl auch Werner Berg an seiner Wahlheimat geschätzt hat.

 

Frau Kresnik hat uns erzählt, wie sie ihre „Hausmedizin“ gegen müde Beine, Wachstumsschmerzen oder kleine Verletzungen herstellt: Beinwellwurzeln vorsichtig waschen, trocknen, in kleine Stücke schneiden und im „Bauchfilz“ kurz aufkochen lassen. (Bauchfilz oder Schmer wird das dichte Fettgewebe aus der Bauchhöhle der Schweine genannt, das Frau Kresnik von einem Bio-Bauern in der Nachbarschaft bezieht.) Den Topf über Nacht am Holzherd stehen lassen, am nächsten Tag erneut aufkochen und durch ein Leinentuch in kleine Schraubgläser seihen.

 

Neben Beinwell verarbeitet Frau Kresnik auch Ringelblumen zu Wund- und Heilsalbe und setzt das „Petznbluat“ an, einen Likör aus Schwarzbeeren, der nicht nur wunderbar schmeckt, sondern auch die Darmregulation unterstützt. Schnaps hat bei den Kresniks überhaupt eine lange Tradition – im Krieg hat ihn die Mutter schwarz gebrannt und eine große Flasche davon im Garten vergraben, sollten noch schlechtere Zeiten kommen. Dieser „Notschnaps“ wird bis heute in der Familie aufbewahrt.

 

Mich haben der Ausflug nach Bleiburg und die humorvollen Geschichten von Frau Kresnik an meine eigene Kindheit erinnert, als es noch selbstverständlich war, Salben, Tinkturen und Tees selbst herzustellen und Keller wie Dachboden voll von diesem kostbaren Gut waren.

 

Marlene Strohmaier-Eberhart

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