Winterzeit ist Räucherzeit

Seit meiner Kindheit gehört das Räuchern in all seinen Facetten für mich zu Weihnachten dazu. Aufgewachsen in einem bäuerlichen Umfeld, sind wir in dieser mystischen Zeit – am Heiligen Abend, zu Silvester und in der Nacht vor Dreikönig – bei klirrender Kälte dreimal um Haus und Stall gegangen. Allen voran meine Großmutter – das Vaterunser vor sich hermurmelnd mit der Eisenpfanne in der Hand, in der Weihrauch, Wacholder, Speik und ein paar Zweige vom Palmbuschen glosten. Gleich dahinter kam ich mit dem Weihwasser-Häferl und einem Tannenzweig zum Sprengen. Immer wieder beobachteten wir in dieser Zeit auch den Sternenhimmel und hielten nach dem „Wilden Gloat“ Ausschau – den sagenumwobenen Himmelsreitern der Rauhnächte – von dem meine Großmutter oft erzählte, wie es am Himmel entlangzieht.

 

Als Abschluss des Räucherns haben wir unsere Köpfe über die Glut gehalten, tief eingeatmet, den Rauch mit einem Tuch eingefangen und es uns um den Kopf gebunden – dies sollte im kommenden Jahr vor Kopfweh schützen.

 

Den Brauch des weihnachtlichen Räucherns haben wir über all die Jahre aufrecht erhalten, aber erst viel später ist mir bewusst geworden, dass weit mehr dahintersteckte als ein liebgewonnenes Ritual oder der Aberglaube, Winterdämonen fernzuhalten. Das Ausräuchern hat eine wichtige desinfizierende Wirkung, da es Ungeziefer vertreibt und es reinigt wohl auch die Atmosphäre von negativen Schwingungen.

 

Mit diesem Hintergrund besuche ich gerne die Vorträge von Frau Dr. Romana Seunig, der Gesundheitswissenschafterin und Kräuterbäuerin vom Ruditzhof am Radsberg/Radise, bei denen man immer wieder Neues rund ums Räuchern erfährt. Wenn die Tage nach der Wintersonnenwende wieder länger werden, beginne ich damit und verwende dabei je nach Stimmung nur weißen Weihrauch oder Kräutermischungen mit so wohlklingenden Namen wie Alter Sonnenrauch, Segensrauch, Freude-Licht-Hoffnung, Schutzrauch oder Entspannter Abend aus dem Hofladen von Romana Seunig. Kräuterland

 

Das Räuchern ist für mich etwas Meditatives, Sinnliches und ich möchte es keinesfalls in meinem Jahreslauf missen.

 

Marlene Strohmaier-Eberhart

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