Karst – Carso – Kras

Es heißt, der Karst sei eine arme Landschaft, und doch ist er so reich, in seiner Ursprünglichkeit und seinem eigenständigen Charakter.

 

Karg und felsig zeigt sich der Landstrich zwischen Triest und Ljubljana mit seinen Kreide- und Kalkböden, doch das war nicht immer so. Früher einmal war die Gegend dicht bewaldet, bevor Römer und Venezianer hier das ideale Material für den Schiffbau vorfanden und abholzten, was es zu holen gab. Übrig blieben nackte Felsen, jede Menge Dolinen und eine Vegetation, die Schafen und Ziegen als Weide dient.

 

So unwirtlich wie auf den ersten Blick ist der Karst keineswegs, auch wenn regelmäßig die Bora über ihn hinwegfegt – es gibt Wasser, das in Grotten und unterirdischen Kanälen verläuft; reichlich Mineralien, die dem Boden und dem angebauten Wein sein imposantes Terroir verleihen; Stein, der die Architektur harmonisch mit der Landschaft verbindet, und viel frische Luft, die den „Pršut“ – wie die Karstener ihren aromatischen Rohschinken nennen – trocknet.

 

Inmitten dieser Landschaft haben wir zwei Juwele entdeckt – die Osmiza Fabec Franc in Malchina, einem typischen Karstdorf nahe Duino. Neben ausgezeichneter Kulinarik wird hier mit wechselnden Ausstellungen auch ein besonderer Kunstgeschmack serviert. „Osmize“ sind ein altösterreichisches Erbe und in der Tradition unserer Buschenschank oder des Heurigen zu verstehen – Kaiser Joseph II. hatte den Weinbauern per Dekret für die namensgebenden acht Tage die Wein-Ausschank samt Jausenstation erlaubt. Die Osmiza von Franc Fabec ist in einem traditionellen Steinhaus – dem Geburtshaus seiner Mutter – samt lauschigem Obstgarten untergebracht und wird als typischer Familienbetrieb geführt.

 

Angeboten wird Hausgemachtes: neben Pršut verschiedenste Würste wie Salsiccia, Soppressa und Salami, Speck oder Ombolo – die istrische Spezialität aus gebratenem Schweinskarree und Würsten. Der Käse kommt vom benachbarten Bauernhof Pernacich und die Mehlspeisen aus dem eigenen Ofen. Getrunken wird in Weiß Malvasia oder Vitovska und in Rot der Terrano – ein Klassiker, der auf den Hochebenen reift.

 

Im Nachbarort Ceroglie hat der umtriebige Franc Fabec ein typisches Karsthaus originalgetreu renoviert. Die rot getünchte Casa Klarceva bietet Urlaub auf dem Bauernhof und eröffnet Ruhesuchenden rund um den kleinen Innenhof stilvolle Doppelzimmer und eine Gemeinschaftsküche mit Fogolar – der für die Gegend so typischen offenen Feuerstelle. Nur zwei Kilometer vom Meer und 15 Kilometer von Triest entfernt, logiert man hier wie in einer anderen Welt und zu einer anderen Zeit. Eine Ursprünglichkeit, wie sie heutzutage nur mehr selten zu finden ist und die uns tief beeindruckt hat.

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